Als lesbische Fußballerinnen noch bespuckt wurden
Beschimpfungen und Beleidigungen: Lesbischen Fußballerinnen schlugen in den 80er Jahren Anfeindungen und Diskriminierung entgegen. Seitdem hat sich einiges verändert. – Ein Gastbeitrag von Carmen M.
Blickt man im Frauenfußball 40 Jahre und mehr zurück, fällt einem so einiges auf: Nicht nur, dass dieser Sport viel schneller und athletischer geworden ist. Auch die Akzeptanz und die Präsenz im Alltag und in den Medien ist besser, wobei da noch deutlich Luft nach oben ist.
Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, als meine Mutter die Fußballschuhe anzog und sich mit ein paar Gleichgesinnten gelegentlich zum Training traf und ab und an ein Spiel bestritt. Damals wurden sie als Mannsweiber bezeichnet. Und nach jedem Spiel wurde zum obligatorischen Trikottausch aufgefordert. Den johlenden Männern am Spielfeldrand hätte das bestimmt gefallen.
Mannschaft als Lesbenverein verschrien
Als ich 1983 in einer Mannschaft anfing Fußball zu spielen, hörten wir keine Aufforderungen zum Trikottausch mehr. Die Öffentlichkeit beäugte Frauenfußball dennoch weiter misstrauisch. Ganz besonders bewegten – vor allem die männlichen Gemüter – lesbische Frauen im Frauenfußball.
Jede Frau mit kurzen Haaren stand im Verdacht, lesbisch zu sein. Je höherklassig man spielte, umso mehr von ihnen schienen auf dem Platz vertreten zu sein. Meine Mannschaft war damals als Lesbenverein verschrien. Wenn wir zu Auswärtsspielen fuhren, war das mitunter ein Spießrutenlaufen. Wir wurden übelst beschimpft. Sprüche wie: »Ihr braucht wohl mal einen richtigen Kerl«, waren noch von der harmlosen Sorte. Noch schlimmer war für mich, dass wir angespuckt wurden – und das nicht nur am Spielfeldrand.
Zusammenhalt trotz Anfeindungen
So schlimm die Diskriminierung war, sie hatte eine positive Kehrseite: Die Mannschaft rückte zusammen, egal ob hetero- oder homosexuell. Wir waren ein Team. Das Training und auch die Spielwochenenden waren eine Möglichkeit, sich zu treffen und sich im Kreise der Mannschaft so zu geben, wie man war. Und das hat allen sehr gut getan.
Seitdem hat sich aus meiner Sicht einiges zum Besseren gewandelt. Heute ist der Umgang mit lesbischen Spielerinnen fast schon selbstverständlich. Während über homosexuelle männliche Spieler bis heute kaum geredet wird und schwule Profis noch immer tabuisiert sind, ist die sexuelle Orientierung im Frauenfußball kaum noch Grund zu Diskriminierung oder Anfeindungen.
Das hat auch damit zu tun, dass sich einige Stars der nationalen und internationalen Szene als lesbisch geoutet haben und damit ganz offen umgehen. Ein wichtiger Schritt, die Aufmerksamkeit weg von der Sexualität wieder auf das spielerische Können zu lenken. Auch wenn Diskriminierung und Anfeindung im Frauenfußball noch nicht vollständig überwunden sind, ist es ein wichtiger Schritt hin zu mehr Toleranz und Respekt.
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